Tyrosin: 💪 Aminosäure mit besonderer Wirkung?

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Tyrosin, oder speziell L-Tyrosin, macht seit einiger Zeit die Runde als ein Stoff, der in Energy gehören soll. Daher taucht er auf einmal in allerlei Produkten auf: In der Apotheke, in Energy Drinks oder Bodybuilder-Shops. Zeit für einen genaueren Blick auf Tyrosin.

Was ist Tyrosin?

Eine Aminosäure. Darunter versteht man Substanzen mit bestimmten chemischen Komponenten, nämlich einer Aminogruppe und einer Carbonsäuregruppe. Daher der Name: AminoSäure. Alles klar? Entschuldige den Flashback in die zehnte Klasse.

L-Tyrosin Struktur

Aminosäuren sind einige der zentralen Stoffe in jedem Lebewesen, denn aus ihnen setzen sich Proteine – Eiweiße – zusammen. Was wir unter Eiweiß verstehen ist nichts anderes als verschiedene Aminosäuren, die miteinander verbunden sind. Je nach Mischung und Verknüpfung der beim Menschen 21 verschiedenen Aminosäuren entstehen verschiedene Proteine, die ganz unterschiedliche Funktionen übernehmen. Andere Organismen nutzen auch andere Aminosäuren, man findet sie aber in jedem Lebewesen, vom Bakterium über alle Pflanzen und Tiere bis zum Menschen. Einige kann der Organismus selbst herstellen (nicht-essentielle Aminosäuren), andere muss er mit der Nahrung zuführen (essentielle Aminosäuren).

Leben kann man sich ohne diese Substanzen nicht vorstellen. Wenn wir also beispielsweise nach Bausteinen des Lebens auf dem Mars suchen, sind damit häufig Aminosäuren oder ihre chemischen Vorläufer gemeint.

El Tyrosin 💃🏻?

Aufgrund ihrer chemischen Konstellation kann man zwischen L- und D-Aminosäuren unterscheiden, gemeint ist damit die räumliche Ausrichtung der beiden oben genannten chemischen Gruppen. Bei der Strukturformel da oben müsste man für die D-Form dieses “NH2” mit ein paar Strichen anstelle eines Keils zeichnen, oder die ganze Grafik spiegeln.

Die L-Form ist mit großem Abstand die häufigere. Lange ging man davon aus, dass D-Aminosäuren absolute Exoten ohne Bedeutung sind. Mittlerweile wissen wir, dass es absolute Exoten mit Bedeutung in einigen wenigen Spezialfällen sind.  Wenn es aber nicht um eben diese Fälle geht, geht man einfach vom L-Tyrosin aus.

Wenn man also von L-Tyrosin spricht, ist das zwar an sich korrekt. Es offenbart aber auch fehlendes Verständnis für die Thematik, denn niemand, der sich damit auskennt, würde das “L” bewusst davor setzen. Das ist ungefähr so, als würde man im Café “bitte einen Kaffee mit Koffein” bestellen. Klar, gibt ‘ne andere Variante. Aber wir haben uns alle mal insgeheim darauf verständigt, dass wir beim Kaffee davon ausgehen, dass er Koffein hat. Wer den gezielt hervorhebt wird eher komisch angeguckt.

Beim Tyrosin gilt also, wie bei praktisch allen Aminosäuren: Wenn nicht speziell die D-Form oder eine Mischung erwähnt wird, geht man beim Begriff “Tyrosin” immer von der L-Form aus.

Die Wirkung in der Theorie

Tyrosin ist eine nicht-essentielle Aminosäure. Der Körper kann sie also selbst herstellen. Daraus macht er dann bestimmte Schilddrüsen-Hormone und Neurotransmitter. Also letztlich Substanzen, die im ganzen Körper, speziell im Gehirn, sagen wo’s langgeht.

Die Schilddrüsen-Hormone sind für uns gerade nicht besonders interessant. Sie seien nur deshalb erwähnt, weil die Zufuhr von Tyrosin bei Erkrankungen der Schilddrüse mitmischen kann. Wer also Schilddrüsen-Tabletten nimmt, sollte mit dem Stoff vorsichtig sein. Gleiches gilt für einige Antidepressiva, die in den Stoffwechsel von bestimmten Neurotransmittern eingreifen. Außerdem gibt es Erkrankungen, bei denen der Körper Probleme dabei hat, Tyrosin herzustellen. Dann ist es natürlich sinnvoll, Tyrosin zuzuführen. Aber wir gehen mal vom gesunden Menschen aus, der sich fitter und wacher fühlen möchte.

Spannend wird es dann natürlich bei den Neurotransmittern, da wurschteln wir ja gerne mit herum (siehe Koffein). Die Rede ist von “Glücksbotenstoffen” wie Dopamin, die man zum Beispiel durch den Genuss von Schokolade boosten können soll. Bei Tyrosin ist da auch was dran: Aus Tyrosin macht der Körper Dopamin und Noradrenalin. Beides Stoffe, die uns Glücksgefühl vermitteln, unsere Aufmerksamkeit steigern und dafür sorgen sollen, dass wir uns fitter fühlen. Die Idee ist also: Wenn wir genug vom Ausgangsstoff (Tyrosin) in den Körper packen, macht der daraus die Stoffe, die im Gehirn für die erwünschte Wirkung sorgen (Dopamin, Noradrenalin).

Die Wirkung in der Praxis

Das stößt bloß auf ein Hindernis: Warum sollte er das tun?

Unser Gehirn ist ein verflucht kompliziertes System und unser Körper sehr darauf bedacht, bei den Botenstoffen, die er da durch schickt, keinen Blödsinn zu machen. Also wird auch die Produktion dieser Stoffe genau reguliert. Kippe ich einfach eine Menge Ausgangsstoff dazu, springt ja nicht automatisch die Maschine an, die daraus etwas anderes macht. Wenn wir hier eine Tonne Koffein rumstehen hätten, würden wir ja nicht automatisch Unmengen Reboot draus machen. Da muss erst noch eine ganze Menge passieren. Und vielleicht ist es klüger, den Ausgangsstoff einzulagern, anderweitig zu verwerten oder schlicht zu entsorgen.

Futtere ich also zusätzlich (der Körper kann es schließlich bei Bedarf auch selbst herstellen) Tyrosin, heißt das für den Körper erst einmal: Gar nichts.

Für die Elitesoldaten unter euch 🎖️

Es gibt zahlreiche Studien, die sich mit Tyrosin beschäftigen. Die meisten verwenden riesige Mengen (wir sprechen über Teelöffel voll Pulver am Tag) und meinen dann, bestimmte Veränderungen feststellen zu können. Dabei kam raus, dass Tyrosin einige Effekte wohl wirklich hat. Nämlich bei großem (körperlichen) Stress. Eine Studie hat tatsächlich 23 junge Soldaten für über vier Stunden in eine Kammer gesteckt, in der große Höhe und Kälte simuliert wurden (also niedriger Luftdruck und niedrige Temperaturen). Wer dabei anstelle eines Placebos einige Gramm Tyrosin bekommen hat, konnte diese Prozedur mit besserer Laune und in besserer körperlicher Verfassung überstehen. Die gezahlte Aufwandsentschädigung ist mir leider nicht bekannt.

Das erscheint auch ganz logisch: In einer solchen Situation verbrät der Körper schnell die Botenstoffe, die dafür sorgen, dass der Körper fit und die Laune gut bleibt. Wenn die Maschine auf vollen Touren läuft, ist es nicht schlecht, einen großen Vorrat vom Ausgangsstoff zu haben. Wenn alle Apotheken in Deutschland gleichzeitig ihr Lager voll mit Reboot Brause auffüllen wollten, wäre die Tonne Koffein hier sehr praktisch. Ansonsten stünde sie eher im Weg rum.

Fazit

Wer sich gezielt großem körperlichen Stress aussetzt, beispielsweise in einer militärischen Eliteeinheit oder als Extrem- oder Leistungssportler, kann von der Gabe von Tyrosin wohl profitieren. Die kriegen aber ohnehin Proteinshakes, die eben auch große Mengen Tyrosin enthalten. Alle anderen können sich das Zeug mit ziemlich großer Sicherheit sparen. Die gute Nachricht: Es schadet nicht. Na immerhin. Erinnert das sonst noch jemanden an Taurin?

Im Sinne unserer Anti-Bullshit-Policy verzichten wir auf das Sponsoring deutscher Kampftaucher und lassen alle, die sich aus 39km Höhe aus einer Kapsel stürzen weiterhin so tun, als würden sie Dosenbrause schlürfen. Die übrigens auch kein Tyrosin enthält. Allen anderen Freunden von sinnvollem Energy sei ein Blick auf unsere Brause empfohlen:

✅ Reboot findest du direkt bei Amazon oder in unserem eigenen Shop!

Stefan

Stefan hat in Münster Pharmazie studiert und ist mittlerweile approbierter Apotheker. Noch während des Studiums entwickelte er "Der Katerkiller". Aus rechtlichen Gründen wurde das Produkt leicht verändert als "Reboot" neu rausgebracht. Wenn er nicht gerade über Dosenbrausen und obskure Mittelchen herzieht, arbeitet er bei einem Fachverlag und denkt sich Apps aus.

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